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Schokoladenherstellung – Von der Bohne zur Tafel

Schokoladenherstellung – Von der Bohne zur Tafel
Copyright Lindt & Sprüngli AG

Von der bitteren, bisweilen sogar säuerlichen Kakaobohne bis zur samtig-süssen Tafel ist es ein weiter Weg. Wir folgen dem Kakao auf seiner Reise, in den Tropen beginnend und über Kulturen und Kontinente hinweg.

Von Xenia Armstrong

Obwohl der Kakao ursprünglich aus dem Amazonasgebiet stammt, werden die Kakaobohnen zur Schokoladenproduktion mittlerweile vorherrschend in Afrika angebaut. Etwa ein Drittel der weltweiten Erntemenge stammt heute von der westafrikanischen Elfenbeinküste. Dort werden die Kakaobäume überwiegend von Kleinbauern angepflanzt.

Die bis zu 15 Meter hohen, schmalen Bäume tragen unter günstigen Bedingungen das ganze Jahr über Früchte, die zweimal im Jahr geerntet werden können. In diesen Früchten sind die Samen, die sogenannten Kakaobohnen, enthalten. Sowohl die Ernte, als auch die darauffolgende Fermentation und Trocknung der Bohnen findet von Hand und unter freiem Himmel im jeweiligen Anbaugebiet statt. Es gibt keine Erntemaschinen, welche hier die Arbeit erleichtern könnten.

Mit Macheten öffnen die Arbeiter die Schalen der Kakaoschoten, aus denen die Bohnen herausgeschält werden. Diese werden auf dem Boden aufgehäuft und mit Bananenblättern bedeckt. Die entstehende feuchte Hitze setzt einen Fermentationsprozess in Gang, bei dem die Bohnen bereits ihr typisches Schokoladenaroma entwickeln und sich dunkelbraun färben.

Wenn die Fermentierung abgeschlossen ist, werden die Kakaobohnen in ihre Bestimmungsländer, vorwiegend Nordamerika und Europa, verschifft, wo sie geröstet, gemahlen und zu einer flüssigen Kakaomasse verarbeitet werden. Sie bildet die Basis für die anstehende Schokoladenherstellung. Je nach gewünschter Schokoladensorte, wird die Kakaomasse mit Zucker, Kakaobutter und gegebenenfalls auch mit Milchpulver und Gewürzen vermengt und erneut fein gemahlen. Auf diese Weise wird ein späterer sandiger Geschmack vermieden.

Schweizer Jahrhundertinnovation

Geröstete Kakaobohnen - von ihrer individuellen Güte hängt die Qualität der Schokolade ab
Geröstete Kakaobohnen – von ihrer individuellen Güte hängt die Qualität der Schokolade ab

Rodolphe Lindts Erfindung, die Conchiermaschine, oder kurz Conche, ist zwar schon fast 140 Jahre alt, doch an ihrer Funktionsweise hat sich über die Jahrzehnte hinweg kaum etwas verändert:

Damals, wie heute, wird in ihr die Schokoladenmasse weiter zerrieben und langsam erwärmt. Dabei wird das spezielle Schokoladenaroma erschlossen, gleichzeitig verflüchtigen sich unerwünschte, bittere und saure Aromenbestandteile, sowie ein Teil der verbliebenen Feuchtigkeit, aus den Kakaobohnen.

Während dieser Vorgang früher bis zu 90 Stunden in Anspruch nahm, dauert der Conchierprozess heute mithilfe moderner Technik nur noch einen Bruchteil dieser Zeit. Trotzdem bleibt das Conchieren zeitaufwändig und mühevoll – und unerlässlich, beruht auf ihr doch der unverkennbar zarte Schmelz hochqualitativer Schokolade.

Der Schokoladenmasse in der Conche werden nun Kakaobutter, also das abgepresste Fett aus den Kakaobohnen, sowie maximal 0,2% Sojalecithin zugegeben. Unter Letzterem versteht man einen Emulgator, der zur Verbesserung der Schokoladenkonsistenz, Temperaturbeständigkeit, Haltbarkeit und nicht zuletzt Optik beiträgt.

Perfekter Schmelzpunkt

Nach einem langen Weg ist es so weit: Die Schokolade ist fertig
Nach einem langen Weg ist es so weit: Die Schokolade ist fertig

Die Schokolade befindet sich nun in flüssigem Zustand und auch der Geschmack ist bereits perfektioniert. Die Sorte ist festgelegt und eigentlich fehlt nichts mehr. Und doch ist der Herstellungsprozess noch nicht vollendet: Bevor sie in Formen gegossen und zum Erstarren gebracht werden kann, muss die Schokolade erst noch temperiert werden.

Unter dem Begriff des Temperierens versteht man zwei verschiedene Verfahren von gezielter Abkühlung und Erwärmung der Schokoladenmasse. Die Verfahren nennen sich traditionelle Temperierung bzw. Impfkristallisierung.

Hierbei bildet der Fettanteil der Schokolade sogenannte Erstarrungskristalle. Bei diesen wird zwischen sechs verschiedenen Formen und damit Schmelzpunkten unterschieden. Bei letzterem Verfahren bilden sich die Kristalle seperat und nur in der Kakaobutter, die später der Schokoladenmasse zugegeben, also eingeimpft wird. Besonders wichtig für eine gute Produktqualität ist die gleichmässige Verteilung der Kristalle in der flüssigen Schokoladenmasse.

So wird auch der Zweck der beiden Verfahren, aufbauend auf dem des Conchierens, klar: Ein idealer Schmelzpunkt soll es werden, die perfekte Schokolade muss schliesslich bei Zimmertemperatur fest bleiben und trotzdem bei Körpertemperatur sanft auf der Zunge zergehen.

Soll das fertige Produkt später feste Zutaten, zum Beispiel Nüsse, enthalten, ist nach dem Temperieren der richtige Zeitpunkt, um diese in die Masse zu geben. Danach ist es soweit: Die flüssige Schokolade wird in vorgewärmte Formen, wie etwa Tafeln oder Kugeln, gegossen. Vibrationen eliminieren letzte Luftblasen und die Schokolade darf endlich aushärten, wird verpackt und kann bald genossen werden.

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