Hamburg könnte rein bio-regional ernährt werden
21. Dezember 2016 11:35DEUTSCHLAND (Hamburg) – Ist es möglich, eine Grossstadt nur mit Lebensmitteln aus regionalem Bioanbau zu ernähren? Sarah Joseph hat das in ihrer Masterarbeit untersucht und kommt zu dem Schluss, dass es ginge.
Von Ruth Preywisch
Theoretisch könnten sich Hamburg und das Umland aus einem 100-Kilometer-Radius um die Hansestadt vollständig ökologisch ernähren. Voraussetzung sei, dass 75 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für Nahrungsmittelanbau genutzt würden und der Fleischkonsum sinke.
Das ist zumindest das Ergebnis der Masterarbeit, die die Regionalwert AG Hamburg, die HafenCity Universität Hamburg und die Kühne Logistics University unterstützten.
Die 26-JährigeForscherin ermittelte für ihre Studie den Flächen-Fussabdruck verschiedener Ernährungsweisen. Anschliessend wandte sie die Ergebnisse auf die Region Hamburg an. Sarah Joseph sieht in regionaler und ökologischer Ernährung ein grosses Potential.
„Sie ermöglicht eine nachhaltige Landwirtschaft, gesündere Lebensmittel und viel geringere negative Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Natur“, so die Autorin.
Doch ganz ohne Veränderungen in den Konsumgewohnheiten kann eine rein regionale und biologische Ernährung nicht gelingen. Insbesondere müsse der Fleischkonsum laut der Untersuchung sinken, damit sich die Bevölkerung im Raum Hamburg vollständig ökologisch und regional versorgen kann.
Sarah Joseph fand heraus, dass Fleischerzeugung der grösste Flächenfresser ist. „Meine Ergebnisse zeigen, dass sich schon mit zwei fleischfreien Tagen pro Woche 92 Prozent der Bevölkerung aus einem Radius von 100 Kilometern rund um Hamburg ernähren lassen. Bei drei bis vier fleischfreien Tagen sind es sogar hundert Prozent“, sagt sie.
Der Fleischkonsum würde am besten durch einen höheren Verzehr an Hülsenfrüchten wie Bohnen und Erbsen kompensiert, so Sarah Joseph.
Das entspräche auch den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und helfe, den Böden Stickstoff zuzuführen. Die Betreuer der Masterarbeit sehen in ihr einen wichtigen Schritt zur Förderung von mehr Nachhaltigkeit im Umgang mit Lebensmitteln.
„Wie und wo wir unsere Lebensmittel herstellen, berührt elementar viele Bereiche, in denen wir dringend mehr Nachhaltigkeit brauchen: Böden, Wasser, den Regenwald, der vom Futtermittelanbau für die Intensivtierhaltung bedroht ist – unseren Umgang mit lebenswichtigen Naturressourcen überhaupt“, sagte Professorin Irene Peters von der HafenCity Universität.
Hanno Friedrich, Professor an der Kühne Logistics University betont noch einen anderen Aspekt. „Regionale Lebensmittel machen die Versorgung der Bevölkerung unabhängiger und damit sicherer“, sagte er. Die Studie habe gezeigt, dass dies zumindest theoretisch möglich sei. Die Regionalwert AG Hamburg will die Studie benutzen, um den Weg Hamburgs zur Bio-Stadt zu diskutieren. Vorstand Urs Schönheim sagte, die Zahlen und Fakten seien dafür eine sehr gute Grundlage.
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