Foodporn ist ein alter Hut
29. Juli 2016 15:07USA (Ithaca) – Das aufwendige Inszenieren und Abbilden von Essen, besser bekannt unter dem Begriff Foodporn, ist einer der grössten Trends auf Instagram. Doch es ist keineswegs neu oder modern, luxuriöse Nahrungsmittel in Szene zu setzen, wie eine Studie jetzt herausgefunden hat. Bereits vor 500 Jahren schufen die Maler der Renaissance beeindruckende Gemälde, die als Vorläufer der heutigen Foodporn-Bilder gelten können.
„Unsere Liebesaffäre mit visuell ansprechenden, dekadenten oder statusträchtigen Lebensmitteln ist nichts Neues. Sie war schon vor 500 Jahren etabliert“, sagt Andrew Weislogel, Forscher am Johnson Museum of Art der Cornell University. Er hat alte Gemälde untersucht und ist dabei auf jede Menge Foodporn gestossen.

Es ging ihm allerdings nicht in erster Linie um die Abbildung des Essens an sich, mit der Studie wollte er vielmehr herausfinden, was in der Renaissance auf den Tisch kam. Die Studie untersucht 140 Gemälde aus den Jahren 1500-2000, die Familienmahlzeiten darstellen. Die Forscher fanden darauf 750 verschiedene Lebensmittel, die meisten davon eher ungesund. Serviert wurden laut den Bildern Salz, Fleisch und Brot in Hülle und Fülle, Obst und Gemüse spielte nur eine Nebenrolle. Von den 36 untersuchten Renaissance-Gemälden zeigten 31 Brot, 22 Fleisch und nur acht Gemüse.
Die Darstellungen spiegeln allerdings nicht den Alltag zu dieser Zeit wieder. Denn leicht zu bekommen waren weder das am häufigsten gemalte Gemüse, die Artischocke, noch die häufigste Frucht, die Zitrone oder gar das häufigste Krustentier, der Hummer. Gezeigt wurden fast ausschliesslich Nahrungsmittel, die als luxuriös galten oder ästhetisch ansprechend waren und häufig auch aus exotischen Ländern kamen.
Und damit können die Maler der Renaissance als Vorfahren der heutigen Foodblogger und Foodfotografen bezeichnet werden. Denn auch die Bilder unter dem Hashtag #Foodporn auf Instagram zeigen meist aufwendig inszenierte, optisch reizvoll zubereitete und meist besondere Nahrungsmittel. Ebenso wie in der Renaissance scheint es heute also bei dem Trend nicht darum zu gehen, die Lebenswirklichkeit abzubilden.
Gezeigt wird stattdessen Luxus. Im Gegensatz zu früher findet der sich allerdings wirklich auf dem Teller, denn für Fotos muss er vorhanden sein. Die Maler der Renaissance konnten dagegen einfach hinzufügen, was ihnen passend erschien – oder was sie gerne auf den Tischen sehen wollten.
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