zurück

Bauernregeln-Kampagne sorgt für Wirbel

9. Februar 2017 19:12

DEUTSCHLAND (Berlin) –  „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein“ – diese und zehn weitere Bauernregeln des Umweltministeriums sorgen für Aufregung in Deutschland. Der niedersächsische Landwirtschaftsminister forderte die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) wegen ihrer Kampagne sogar zum Rücktritt auf.

Von Ruth Preywisch

Es sollte eine Kampagne werden, die die Bürger und die Industrie zum Nach- und Umdenken bringt: Das deutsche Umweltministerium hat unter dem Titel „Neue Bauernregeln“ elf Reime lanciert, die den Zusammenhang zwischen Umweltproblemen und Landwirtschaft thematisieren. Ziel der Kampagne ist, eine öffentliche Diskussion rund um die künftige Ausrichtung der Agrar- und Umweltpolitik anzustossen.

Bauernregeln für bessere Viehhaltung
Bauernregeln für bessere Viehhaltung

Die Agrarbranche sieht in der Kampagne aber einen Angriff auf die Landwirte und die gesamte Agrarindustrie und auch Landwirtschaftsminister aus Bund und Ländern sind erzürnt. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) warf Hendricks vor, mit der Kampagne Frontenbildung zu betreiben und den Landwirten massiv zu schaden.

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) meint, Hendricks betreibe eine ideologisch gefärbte, einseitige Klientelpolitik, wie der Verband sie noch nicht noch nicht erlebt habe. Beide Verbände fordern einen sofortigen Stopp der Kampagne. Dies will auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), der seine Kollegin in einem offenen Breif zu einer Entschuldigung aufforderte.

Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) ging noch einen Schritt weiter. „Mein Tipp an Frau Hendricks lautet: Plakate abreissen, einstampfen und dann zurücktreten“, sagte Hauk der Deutschen Presse Agentur. Nicht nur die Kampagne an sich sei unmöglich, es sei auch verwerflich, sie mit Steuergeldern zu finanzieren. Die Kampagne hatte insgesamt 1,6 Millionen Euro gekostet.

Hendricks wies die Vorwürfe klar zurück. Es gehe um „Fehler im System“, niemand werde persönlich angegriffen und auch kein Berufsstand diffamiert liess sie in einem Antwortschreiben an Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt wissen. Auch die Kritik an den Kosten hält das Umweltministerium für unberechtigt. „Das ist absolut angemessen“, sagte der Sprecher des Amtes. Es gehe darum, wichtige Umweltgüter zu schützen – dafür sei auch eine öffentliche Debatte nötig.

Umweltverbände und –organisatoren springen der Ministerin derweil zur Seite. „Die „Bauernregel“-Kampagne des Bundesumweltministeriums benennt entscheidende und tiefgreifende Probleme, die seit vielen Jahren bekannt sind und endlich gelöst werden müssen“ , sagte Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland. Eine gesamtgesellschaftliche Debatte um die Auswirkungen der modernen, konventionellen Landwirtschaft sei überfällig.

Auch der NABU-Niedersachsen findet die Aktion von Ministerin Hendicks gut. „Ein Umdenken muss her. Unsere Steuergelder dürfen in der Landwirtschaft nicht weiterhin mit dem Giesskannenprinzip ausgegeben werden, sondern müssen stärker an öffentliche Leistungen wie zum Beispiel für effektive Natur- und Umweltschutzmassnahmen gebunden sein“, fordert Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen.

Einen Meinungsaustausch halten auch die Gegner der Kampagne für angesagt. Der DRV stehe dafür zur Verfügung, solange es sachlich bleibe, liess er in seinem Brief wissen. Und auch der BDM hat nach eigenen Angaben nichts gegen einen intensiven und sachorientierten Dialog. Die Bauernregeln seien dazu allerdings nicht geeignet, da sind sich die Verbände einig.

Ihr Ziel hat die Kampagne aber ohne Zweifel bereits erreicht. Trotz oder gerade wegen der Proteste wird das Thema Landwirtschaft und Umwelt in Deutschland öffentlich diskutiert.

0 0

Kommentare

Sicherheitscode eingeben:

Weitere News

Das „Taste Festival“ ist zu Gast in München
02.08.2017

DEUTSCHLAND (München) – Das internationale „Taste Festival“ gastiert zum ersten Mal in Deutschland. Die Münchner erwartet damit vom 3. bis 6. August im Englischen Garten ein kulinarisches Gipfeltreffen, bei dem die besten Köche der Stadt Sterneküche unter freiem Himmel anbieten. Weiterlesen

Kaffee ist besser als sein Ruf
27.07.2017

GROSSBRITANNIEN (London) – Kaffee trinken galt lange als ungesund, doch jetzt deuten gleich zwei Studien darauf hin, dass Menschen, die regelmässig Kaffee trinken, sogar länger leben. Als Grund hierfür kann Koffein jedoch ausgeschlossen werden. Weiterlesen

Harald Wohlfahrts Abschied aus der Traube
19.07.2017

DEUTSCHLAND (Pforzheim) – Ganz so einvernehmlich wie geplant scheint der Abschied von Spitzenkoch Harald Wohlfahrt im Hotel Traube doch nicht zu verlaufen. Der Koch hat das Hotel jetzt verklagt, um Küchenchef im Restaurant „Schwarzwaldstube“ bleiben zu können. Weiterlesen

Meine Favoriten
Nach oben

Jetzt Facebook-Fan werden und keine Story verpassen

Jetzt Facebook-Fan werden

Jetzt den Feinschmecker.com
Newsletter abonnieren

Immer auf dem aktuellen Stand - die besten Rezepte & Storys - das Feinschmecker.com Mailing kostenlos abonnieren.

Datenschutz wird bei uns gross geschrieben - wir geben Ihre Daten niemals weiter. Der Newsletter kann jederzeit gekündigt werden.