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GINnovationen – die Renaissance des Gins, Teil 1

GINnovationen – die Renaissance des Gins, Teil 1
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Lange Zeit führte Gin ein Mauerblümchendasein und wurde bestenfalls in Form eines Martini-Cocktails oder als Gin-Tonic akzeptiert. Das war einmal. Heute ist es trendy, Gin zu trinken, gerade auch pur.

Alle Infos auf einen Blick: Wissenswertes über Gin

Gin ist auf dem Erfolgsweg. Das sieht man einerseits an den erstaunlich umfangreichen Gin-Sortimenten vor allem in vielen Grossstadtbars, andererseits an der stark wachsenden Nachfrage im Handel. War es früher schon beinahe selten, einigermassen gute Gins wie Bombay Sapphire oder Tanquery an einem Ort zu bekommen, weiss man nun schon fast nicht mehr, zu welchen Marken man greifen soll, wenn man von einem Gin mehr erwartet als nur eine simple Spirituose mit etwas Wacholdergeschmack.

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„Gin erlebt seine Renaissance im Premium-Bereich“, wundert sich denn auch Cord Hendryck Vinke, Marketingdirektor bei MBG in Paderborn, der mit seinem Sears Gin vornehmlich in der gehobenen Gastronomie vertreten ist. „Denn Marken werden in der Gastronomie emotional erlebbar gemacht.“ Da hat er Recht. Trends entstehen da, wo mit den Produkten handwerklich perfekt gearbeitet wird und wo Kreativität einen hohen Stellenwert hat, nämlich am Bartresen. Und von da aus wandern die Marken in den Handel, da die Barbesucher ihren bevorzugten Gin auch zu Hause geniessen wollen.

Vom Aufstreben der kleinen Marken

Doch die Türöffner zur Renaissance des Gins in seiner heutigen Geschmacksbandbreite waren eher kleine Produktionen von so genannten Garagen-Brennereien. Zwar gilt als einer der Auslöser des Booms die Marke Hendrick’s Gin aus einem schottischen Küstenstädtchen, der mit einer Infusion aus Gurken- und Rosenblattessenzen verfeinert und delikaten, blumigen Aromen aufwarten kann. Aber heute machen ihm gerade deutsche, schweizerische und, mit Abstrichen, österreischische Gins enorme Konkurrenz.

Und diese lässt sich vieles einfallen. Zu den Stars der Ginszene zählt mittlerweile der Monkey 47. Auf dieses Äffchen gekommen ist man bei den Black Forest Distillers. Der Clou ist die Verwendung einer echten Schwarzwälder Geheimwaffe, nämlich frische Preiselbeeren, die mit weiteren 46 Botanicals nach dem Brennen in traditionellen Steingutgefässen dem Affen ein tolles Aroma verleihen.

Tierisch geht es auch beim Elephant Gin zu, der in der Nähe von Hamburg produziert wird. Seltene Botanicals aus Africa wie Bachu-Blüten, Boabab und weitere 12 Kräuter und Beeren werden zur Herstellung verwendet und vom Erlös werden 15 Prozent an zwei südafrikanische Stiftungen gespendet, die sich für die Erhaltung der stark gefährdeten afrikanischen Elefanten einsetzen.

Dagegen engagiert man sich beim unter anderem nach Rosen duftenden Spirit of Sylt, kurz SOS, für das Sylter Tierheim und lässt ihm einen Teil des Umsatzes zukommen. Geniessen für einen guten Zweck, also.

Erstaunliche Zutaten

Längst gibt nicht mehr nur Wacholder den Geschmackston an, was ganz sicher zu der neuen Beliebtheit der Spirituose beigetragen hat. Beim Ferdinand’s Saar Dry Gin etwa werden für die Infusion restsüsse Rieslingweine des renommierten Mosel-Weinguts Zilliken Forstmeister Geltz verwendet. „Gin ist eine Spirituose, der man einen ganz eigenen regionalen Charakter einhauchen kann“, begründet Brenner Andreas Vallendar seine Vorliebe für Gin.

Die bayerischen Brennereien setzen daher auf ihre eigenen Zutaten. The Duke, ein Munich Dry Gin in Bio-Qualität, enthält 13 Zutaten, wobei für den bayerischen Einschlag Hopfenblüten und Malz sorgen. Einen Gin für Veganer produziert sogar der Münchner Korbinian Achternbusch. Sein biologischer Feel! Munich Dry Gin mit Beeren- und Limettengeschmack wird ohne den Einsatz eines Eiweissfilters abgefüllt.

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Bei der ebenfalls bayerischen Feinbrennerei Simon´s setzt man beim Gin next Level dagegen eher auf exotische Aromen, wozu Tahiti-Vanillie, Tonka-Bohne, Piement und Lemon-Myrte beitragen. Ganz neu mischt nun auch die Eifelion GmbH im Gin-Markt mit. Ihr Windspiel Gin aus einer Maische von Kartoffeln aus der Vulkaneifel-Region ist erst seit August 2014 erhältlich und kommt besonders gut mit dem eigens dafür kreierten Windspiel Tonic Water zur Geltung, sofern man ihn nicht pur geniessen will.

Ganze 74 Kräuter und Essenzen verwendet man sogar beim Black Gin der schwäbischen Gansloser Destillerie J.G. Frey, der den Geniessern viel Spass dabei wünscht, alle Zutaten herauszufinden. Dagegen besteht der Madame Geneva – Gin Blanc der Kreuzritter GmbH aus nur drei Botanicals, Wacholderbeeren, Koriander und Ingwer. Wem das zu puristisch erscheint, kann sich mit dem Madame Geneva – Gin Rouge trösten, der neben 46 Zutaten auch einen Anteil Rotwein der Traube Primitivo von sehr alten apulischen Rebstöcken enthält.

Infobox: Wissenswertes über Gin

Was ist Gin? Gin ist ein farbloser Wacholderschnaps.
Wo wird Gin eingesetzt? Neben dem puren Genuss – der immer beliebter wird – ist Gin Bestandteil vieler Cocktails. Am bekanntesten ist der Martini und der Gin Tonic.
Was ist im Gin enthalten? Gin wird meist aus Getreide oder Melasse gebrannt und mit Gewürzen (meist Wacholder und Koriander) aromatisiert. In der modernen Interpretation kommen noch viele weitere Botanicals zum Einsatz.
Wie hoch ist der Alkoholgehalt? Gin muss ein Mindestalkoholgehalt von 37,5 % vol. haben. Das ist in der EU und der Schweiz vorgeschrieben.
Wie lange gibt es Gin schon? Im 17. Jahrhundert wurde ein Wacholderschnaps des Arztes Francois de la Boe bekannt. Der sogenannte Genever gilt als der erste Gin.
Wodurch wurde Gin bekannt? Wilhelm III von Oranienburg-Nassau bestieg 1689 den Thron von England. Sein Lieblingsgetränk (Genever) wurde gesetzlich geschützt und schon bald über das gesamte Königreich verbreitet.

Im nächsten Teil stellen wir schweizerische und österreichische Gins, dazu Raritäten aus anderen Ländern wie Frankreich oder Kolumbien vor, die es ebenfalls wert sind, entdeckt zu werden.

Über den Autor

Wolfgang Hubert ist seit über 20 Jahren als Weinjournalist, Verkoster und Autor tätig und war bis 2008 ausserdem Chefredakteur des Magazins „getränke markt“. Seit Ende 2014 ist er Chefredakteur des Genussmagazins "selection".

Dazu schreibt oder schrieb er regelmässig diverse Beiträge unter anderem für WeinWisser, Vinum, Wein Gourmet, essen & trinken, sowie für renommierte Tages- und Wochenzeitungen.

Kommentare

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Michael

Da fehlt mir der Tonka Gin!

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