Was als schnöder Bauerntrunk begann, hat sich heute zum Edelgetränk entwickelt. Zu den Pionieren des Booms zählt Orazio Nonino, dessen Nachkommen nun offizielle staatliche Botschafter für Grappe sind.
„They have changed grappa from a Cinderella to a queen.“ (The New York Times)
Wann der erste Schluck Grappa seinem Erfinder über die Kehle floss, ist im Dunkeln der Geschichte begraben. Angeblich datiert die erste urkundliche Erwähnung der Grappa (im deutschsprachigen Raum kann man auch der Grappe sagen) aus dem Jahre 1451 in Form eines Testaments von einem Notar aus Piemont der seinen Destillierapparat und ein Rezept seinen Verwandten hinterliess.
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Aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich das Getränk über ganz Italien, nachdem einige Brennkünstler mit mobilen Destillierapparaten in den Weindörfern unterwegs waren und die Tresterrückstände der Winzer in bis dahin nicht bekannten Qualitäten verarbeiteten. Denn je frischer das Ausgangsmaterial, umso mehr bleiben die primären Fruchtaromen im fertigen Brand erhalten. Renommierte Erzeuger legen daher Wert darauf, nur immer so viel Trester anliefern zu lassen, dass möglichst rasch nach dem Abpressen der Trauben gebrannt werden kann.
Pioniere und neue Wegbereiter
Einer der ersten Brennkünstler war Orazio Nonino, der 1887 den Grundstein für die heute so erfolgreiche Destillerie Nonino legte, die seit Jahren zu den internationalen Marktführern zählt und nicht nur in Deutschland die Nummer 1 im Ultra-Premium-Segment ist.
Geschichte schrieben die Noninos aber erst, als Benito und seine Frau Giannola 1967 die erste Jahrgangsgrappa produzierten. Im Dezember 1973 folgte ein weiteres Highlight, als die beiden eine Grappa aus nur einer Rebsorte, der Picolit, destillierten, den sie Monovitigno Nonino nannten.
1984 begannen Benito und Giannola Nonino dann ganze Trauben und nicht nur die Trester zu brennen und so entstand der Acquavite d´ Uva ÙE. Das Wort ÙE ist friaulisch und bedeutet Traube. Auch diese neue Variante war erfolgreich. Auf der ProWein im März 2014 präsentierte die Familie Nonino einen 26 Jahre lang in diversen Fässern gereiften ÙE Gran Riserva aus den Sorten Merlot, Pinot, Schioppettino und Traminer, ein nahezu ewig anhaltender Gaumenkitzler. Leider gab es ihn nur in sehr limitierter Auflage. Für den deutschen Markt etwa waren nur 72 Flaschen vorgesehen.
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Im April 2000 führten die drei Töchter der Familie, Cristina, Antonella und Elisabetta, dann noch die Linie Gioiello ein, Destillate aus reinem Honig, die es in unterschiedlichen Sorten gibt, die man auch schön herausschmecken kann.
Doch die Stars der Familie sind nach wie vor die Grappe in verschiedensten Varianten. Sie werden bei den Noninos in kleinen Holzfässern für den Alterungsprozess gelagert. Derzeit befinden sich in den Reifekellern rund 1.750 Fässer aus französischer Eiche, dazu Akazie, Wildkirsche, Birne und ehemalige Sherryfässer, in denen vor allem Grappe reifen. Das überzeugte auch The New York Times, die einmal schrieb: „They have changed grappa from a Cinderella to a queen.“
Erfolg durch Innovation
Kein Wunder, dass schliesslich im Dezember 2003 der Familie Nonino die Auszeichnung Premio Leonardo Qualità Italia vom italienischen Staatspräsidenten überreicht wurde. Damit wurden sie offiziell zu Botschaftern für italienischen Grappa in der ganzen Welt ernannt.
Aus gutem Grund. Denn die Familie Nonino experimentiert trotz allem Know-how gerne weiter und nur dadurch kommen immer wieder erstaunliche, bislang nicht gekannte Qualitäten hervor. Wie etwa ein 19 Jahre im Fass gereifter Moscato, über den zuvor ein bekannter italienischer Weinjournalist meinte, solche Bukettsorten würden durch eine lange Fasslagerung an Aromen stark verlieren. Wie sich in diesem Fall herausstellte, war das ein klassischer Irrtum. Die gereifte Grappa schmeckt nicht nur eindeutig nach der Rebsorte, sondern hat ausserdem weitere fruchtige, würzige Noten integriert, was zu einem beeindruckenden Geschmackserlebnis führt.
Der Erfolg gibt den Noninos Recht und daher haben sie mittlerweile eine beeindruckende Range von sehr guten Basisgrappe bis hin zu 20 Jahre alten Raritäten. Was die reintönigen Grappe von Nonino ebenfalls auszeichnet, ist der Verzicht auf Zusätze von naturidentischen Aromen oder Karamell, die sonst bis zu einem gewissen Masse erlaubt sind. Das macht sie zwar bei jungen Destillaten manchmal eine Spur herzhafter, als eine aromatisierte und karamellisierte Grappa, aber der Geschmack kommt einfach sehr gut und authentisch heraus. Individuelle Kunst statt Geschmacksverstärker eben.
Bei den Premium- und Ultra-Premium-Grappe wiederum sind die Noninos wohl unschlagbar. Einen Beweis dafür liefert etwa der Grappa Monovitigno Riserva Il Prosecco, der im Nachhall nach Orangen und schwarzem Tee schmeckt.
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Bei meinem letzten Besuch gab mir Elisabetta Nonino noch einen ausgezeichneten Tipp: „Kochen sie Risotto mit Chardonnay und zuletzt nehmen sie anstelle des Weines ein Glas von unserer barriquegereiften Chardonnay Grappa.“ Ein Gedicht von einem Gericht, das ich gerne weiter empfehle.
Firmensitz:
Nonino spa, Via Aquileia 104, Fr. Percoto 33050 Pavia di Udine, www.nonino.it
Danke für den Kommentar. Nun der Reihe meine Antworten darauf. Ich bin Weinjournalist und mache keine Schleichwerbung.
Namen muss man nennen, sonst dürfte niemand ein Porträt oder über eine Weinregion schreiben.
Ultra-Premium ist ein in der Wein-Branche üblicher Begriff, spätestens seit einige Kellereien vermeintliche Premium-Weine um 5 Euro anbieten - und deshalb setze ich ihn auch bei Spirituosen ein.
Nonino bringt immer wieder Ultra-Premium-Grappe auf den Markt, auf der ProWein 2014 habe ich zum Beispiel einen 26 Jahre alten Grappa verkostet und vor Ort auch die eine oder andere Rarität, die leider meist nur sehr limitiert zur Verfügung steht. Sie haben Recht, natürlich ist nicht das ganze Sortiment im Ultra-Premium-Bereich angesiedelt.
Aber ich erwarte auch von Spitzenwinzern mit einem Basissegment, dass dieses mehr bietet als der Durchschnitt. Und das trifft auch bei Nonino zu.
Etwas weniger Schleichwerbung wäre wünschenswert gewesen!
Was Sie mit "Ultra-Premium" meinen, ist mir schleierhaft. Über Premium steht Luxus, und zu dem Segment ist Nonino absolut nicht zuzuordnen!
Hier muss schon exorbitantes wie Berta & Marolo genannt werden.
Nonino hat momentan nur ein Ass im Ärmel, und damit meine ich nicht die Machtposition auf dem Weltmarkt!
Nein, ich spreche vom 8 Jahre gelagerten Riserva, welches wahrhaftig ein Meisterwerk ist!
Nur der Rest ist nicht ganz so "Ultra-Premium"...