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Das Bauernhofmodell – Ein goldener Herbst

Das Bauernhofmodell – Ein goldener Herbst
Copyright Sophia Spillmann

Die beste Jahreszeit für den Landwirt. Die Ernte ist eingebracht, das Vieh steht noch auf der Weide und Bauer Bernd hat beinahe ein wenig Zeit für Müssiggang. Wer dem Herbst nachtrauert ist hier genau richtig: Jede Menge Herbstbilder im Artikel. Und sonst dreht sich alles rund um die Pute.

Von Sophia Spillmann

Dies ist Teil drei unserer kleinen Serie zum Thema regionale Landwirtschaft, die wir auf Feinschmecker.com veröffentlichen. Teil eins und zwei finden sie hier.

Bauer Bernd sieht ungewohnt entspannt aus, als wir uns erneut zum Gespräch auf dem Hof einfinden. Im Frühjahr war es eine echte Herausforderung, überhaupt einen Termin mit ihm zu bekommen und im Sommer konnten wir uns erst spätabends treffen, weil das Heuen und das Getreide seine volle Aufmerksamkeit in Kauf nahmen. Im Herbst jedoch geht das Leben auch auf dem Baldenwegerhof einen gemächlicheren Gang.

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Während der Frühling und Sommer im Zeichen der Aussaat, Saatpflege und Ernte stehen, fallen nun nach der Ernte vor allem vorbereitende Massnahmen für das nächste Jahr an.

Umzug ins Winterquartier

Nach dem langen, kühlen Frühling, der zu beträchtlichen Problemen bei den Gemüsekulturen geführt hat und dem Sommer, der mit einer langen Trockenperiode endete, war der Herbst so golden und versöhnlich, wie man ihn sich nur wünschen kann. Einziger Wehmutstropfen: Aufgrund der anhaltenden Trockenheit bis Anfang Oktober ist nicht mehr genug Grünfutter nachgewachsen, um alle Herden lange auf der Weide lassen oder gar eine dritte Mahd einfahren zu können.

Dennoch sind ein Grossteil der Rinder und Schweine des Baldenwegerhofs noch auf den Weiden und werden erst in den nächsten Wochen ihr Winterquartier im Stall beziehen. Ein Moment, den Bauern Bernd nicht unbedingt herbeisehnt, denn die Tiere machen im Stall deutlich mehr Arbeit als auf der Weide. Schliesslich muss dann täglich gemistet und die Tiere mit Futter versorgt werden, bis sie im Frühjahr wieder auf die Weide kommen.

Von schlanken Puten

Puten auf dem Baldenwegerhof
Puten auf dem Baldenwegerhof

Herbst und Winter ist Geflügelzeit. Die Putenherden sind wunderbar gediehen und werden nun in der Weihnachtszeit geschlachtet. Erst seit ca. fünf Jahren werden Puten auf dem Hof gehalten. Gemeinhin gelten diese die als arbeitsintensives, heikles Geflügel.

So sagt man sagt ihnen unter anderem nach, krankheitsanfällig zu sein, auch von einem Hang zu Kannibalismus wird manchmal berichtet. Leider ist es Gang und Gäbe, Puten vorbeugend intensiv mit Antibiotika zu behandeln.

Immer wieder findet sich deshalb im Handel Putenfleisch, das mit antibiotikaresistenten Keimen belastet ist. Dabei ist die Anfälligkeit der Puten laut Bauer Bernd ein hausgemachtes Problem und vor allem auf Massentierhaltung zurückzuführen.

Auf dem Baldenwegerhof haben die Puten Freilandauslauf und können sich nachts in ihren Stall zurückziehen, wo sie vor Jägern wie Füchsen und Mardern sicher sind.

Im Alter von sieben bis zehn Monaten werden sie mit einem Gewicht vom 9 – 18 kg geschlachtet. Damit handelt es sich um regelrechte Leichtgewichte. Zum Vergleich: In der Massentierhaltung werden die im Stall aufgezogenen und gemästeten Puten im Alter von vier Monaten geschlachtet und wiegen zu diesem Zeitpunkt bereits 18 kg und mehr. Diese von den Züchtern gewünschte extreme Gewichtszunahme führt fast immer zu grossen gesundheitlichen Problemen bei den Tieren.

Ernährt werden die Puten auf dem Baldenwegerhof mit einer Getreidemischung vom eigenen Hof, Soja, Mais, und Weizen werden gemischt. Hinzukommt altes Brot, Gras, Äpfel und Mineralfutter. So funktioniert die Freilandhaltung seit mittlerweile 5 Jahren ohne tierische Zusatzstoffe und ohne Medikamente. In der Weihnachtszeit werden die Puten dann je nach Gewicht für 50 – 120€ verkauft.

Auf dem Feld

Herbst kann so schön sein
Herbst kann so schön sein

Auf dem Feld wurden Kartoffeln, Mais und Sojabohnen geerntet und gedroschen. Letztere werden als Winterfutter für Schweine und Geflügel eingesetzt. Für die Kartoffelernte waren die warmen Herbsttage ideal. Die Erdäpfel werden zunächst maschinell geerntet und anschliessend nach Grösse sortiert. Im Hofladen kann man im Laufe des Jahres bis zu sechs verschiedene Kartoffelsorten erstehen, die alle zu unterschiedlichen Zeiten reifen und individuelle Kocheigenschaften aufweisen.

Die ‚Rote Laura’ beispielsweise überzeugt mit gutem Geschmack und fester Konsistenz, auch optisch ist diese Sorte durch ihre rote Farbe attraktiv. Die mehlig kochende ‚Melba’ hingegen kann man besonders gut für Kroketten oder Eintöpfe verwenden, da sie die Sauce gut aufnimmt. Früher war es Knochenarbeit, die einzelnen Kartoffeln manuell auszugraben und vom Feld zum Hof zu transportieren, heute ist die Ernte dank moderner Technik in einigen Stunden erledigt

Nachdem das Getreide geerntet wurde, sind mittlerweile alle Felder mit einer Zwischenfrucht angesät worden, die sowohl als Weidefläche für Rinder, Schweine und Geflügel als auch als Gründünger dient. Hierbei nutzt der Baldenwegerhof eine eigene Mischung, die aus sieben Pflanzenarten besteht und nicht nur den Boden auflockert und mit Nährstoffen anreichert, sondern auch schön für’s Auge ist.

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Ernte & Hofladen

Herbstlich dekorierter Hofladen
Herbstlich dekorierter Hofladen

In den Gewächshäusern sind die letzten Tomaten nun endgültig abgeerntet. Derzeit gibt es frischen Feldsalat und vom Feld auch noch verschiedene Kohl- und Rettichsorten und rote Beete.

Die Ernte des Jahres 2016 wird nicht ins Guinness-Buch der Rekorde eingehen. Für eine gute Heuernte war es erst zu nass, dann zu trocken.

Auch die Kürbisernte fiel durch das schlechte Wetter im Frühjahr eher Mau aus, trotzdem gab es jede Menge Hokkaido, Butternut, Muskat und Zierkürbisse, die wie immer reissenden Absatz fanden.

Passend zur Saison wurde im Hofladen Neuer Süsser von den Winzern der Region zusammen mit selbstgemachtem Zwiebelkuchen verkauft, sehr zur Freude der Besucher. In der Vorweihnachtszeit soll es nun wieder die allseits beliebte Linzertorte geben.

Insgesamt bewegt sich der Schwerpunkt der Hofarbeit nun hin zu Instandhaltungsaufgaben und weg von punktuellen Aufgaben wie bspw. Säen, Heuen, Ernten etc., die alle ausgesprochen zeitsensitiv sind. Dazu gehört es, sämtliche Zäune zu überprüfen und gegebenenfalls zu reparieren, den Fuhrpark zu warten und, um es zusammenfassend zu sagen, alles winterfest zu machen. Ab Weihnachten geht die neue Saison los.

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