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Vegan leben – Hipster, Hedonisten und heilige Kühe

Vegan leben – Hipster, Hedonisten und heilige Kühe
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Als die Tierrechtsorganisation Peta am 1. April 2011 über Frau Merkels vegane Ernährungsumstellung berichtete, handelte es sich noch um einen Scherz-Artikel. Aber aus Witz wurde Wirklichkeit, denn im Rahmen einer Diät knabbert die Kanzlerin nun tatsächlich Karotten am Kabinettstisch.

Homo carnivorous versus veganer Warrior

Und Frau Merkel befindet sich in guter Gesellschaft, denn Veganismus ist in deren Mitte angekommen. Eine Studie der Gesellschaft für innovative Marktforschung (GIM) hat gezeigt, dass sich ein großer Teil der Veganer aus Lifestyle-Gründen pflanzenbasiert ernährt. Zwar hat die vegane Entwicklung ihren Ursprung im Tierschutz, aber der aktuell grassierende Hype erklärt sich dadurch, dass Veganismus in den Medien zunehmend positiv assoziiert ist.

Der “Selbstgestrickte”, der sein Soja-Süßkartoffel-Süppchen spaßbefreit im stillen Kämmerlein köchelt, tritt medial kaum in Erscheinung, während der Typus des virilen, vitalen Veganers, der kein Gramm Fett zu viel hat und kein Gramm Protein zu wenig isst, soziale Netzwerke und Blogs dominiert.

Egoistische Motive, deren Fokus auf der eigenen Gesunderhaltung und dem äußeren Erscheinungsbild liegen, und ethische können sich durchaus ergänzen. Das Wohl der Welt und das wohlgeformte Waschbrett sind einigen gleichermaßen wichtig. Der neue vegane Mann trägt unterm gut ausgebildeten Pectoralis major ein weiches Herz, das ihn zu Mitgefühl mit Küken, Kälbern und Konsorten befähigt. Wohingegen der Homo carnivorous das Weiche tendenziell nicht in sich, sondern eher in Bauchgestalt vor sich her trägt.

Sich vegan und ausgewogen zu ernähren, erfordert, zum Experten der eigenen Ernährung zu werden. So wie Kundalini-Yogalehrer und Model André Danke, der die “grüne Diät” als veganes und yogisches Detox-Programm empfiehlt. Als Energiebombe zum Frühstück schwört er auf Chia-Pudding mit frischen Früchten, nach Geschmack ergänzt durch Goji-Beeren. Aus Medjool-Datteln, Banane, rohem Kakao, Reis-Protein-Pulver, Maca-Wurzel und Kokos-Reisdrink mixt das meditierende Model einen “absolutely powerful protein shake”. Die “hard raw vegan”-Variante: Den Kokos-Reisdrink durch selbst gemachte Mandelmilch ersetzen.

Mönche, Mantren und Muh-Kühe

Wer argumentiert, er wolle selbstbestimmt entscheiden, ob er Kuh- oder Kokosmilch trinkt und sich von Fleisch oder Pflanzen ernährt, hat die Diskussion ohne Kuh und Kalb geführt. Schließlich greift er mit seiner vermeintlich nur ihn selbst betreffenden Entscheidung in die Freiheit von Dritten, immerhin fühlenden Lebewesen, ein.

Bei der artgerecht gehaltenen Bio-Kuh handelt es sich mehrheitlich um einen Mythos. Häufig sind Kühe auf Bio-Höfen kaum glücklicher als ihre Artgenossen in der Intensiv-Tierhaltung, weil auch im Bio-Bereich Fälle von Quälereien bekannt geworden sind.

„Je mehr Kühe wir freilassen, umso glücklicher werden wir.“ (Thich Nhat Hanh)

Gut geht es dagegen den Kühen auf der Hare Krishna- Farm Simhachalam in Jandelsbrunn bei Passau. Dort wird die Kuh als heilig betrachtet und erfährt entsprechende Behandlung. Anders als in der konventionellen Nutztierlandwirtschaft werden weder Kuh und Kalb voneinander getrennt noch Kühe getötet. Dieser Ansatz wird in den USA durch die “International Society for Cow Protection” forciert.

Wer auf Kuhmlich dennoch nicht verzichten, aber wissen möchte, ob die Kuh, deren Milch er trinkt, zu Lebzeiten eine glücklich grasende war, erhält auf www.wermachtwas.info Auskunft. Im Sinne einer antiinflammatorischen Ernährung ist ein Verzicht auf Kuhmilch aber vor allem Akne- und Neurodermitis-Patienten anzuraten. Und im Sinne der Kuh ist es sowieso.

Über die Autorin

Anika Reuner ist eigentlich Texterin in der Welt der Werbung - da Anika aber besonders gerne über Themen schreibt, die ihr am Herzen liegen und ihren Werten entsprechen, versteht sie sich ausserdem als Redakteurin für Travel und alternative Ernährungsformen.

Sie schätzt kleinere Weinmessen wie die „Vinipro“ in Bordeaux, das Médoc und die Route des Châteaux.

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