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In Vino veritas – und was steht auf dem Etikett?

In Vino veritas – und was steht auf dem Etikett?
Copyright iStockphoto @lola1960

Im Wein liegt die Wahrheit. Doch steht sie auch auf dem Rückenetikett? Veganer Wein gewinnt an Bedeutung – und mit ihm die Frage nach einer Kennzeichnungspflicht für im Schönungsverfahren verwendete Hilfsstoffe.

In vino periculum allergiae

Unter Schönung versteht man das endgültige Klären eines Weines. Der Wein ist nach der Vinifizierung zunächst noch trüb und enthält Feststoffe. Um ein klares und brillantes Produkt ohne Rückstände zu erhalten, wird der Wein daher geschönt. Die alten Römer nutzten hierzu Stierblut. Heute bedient man sich anderer Zusatzstoffe, um die Feststoffe zu binden. Ob die verwendeten Hilfsstoffe tierischen (z. B. Hühnereiweiss, Hausenblase oder Gelatine) oder pflanzlichen (z.B. Aktivkohle, natürliche Mineralerde oder vegetabile Gelatine) Ursprungs sind, entscheidet darüber, ob es sich um einen veganen Wein handelt oder nicht.

Im nicht-veganen Wein befindet sich also nicht nur die Traube und liegt nicht nur die Wahrheit, sondern auch ein nicht zu unterschätzendes Allergiepotenzial. Die Anzahl der Allergiker, die auf Rückstände tierischen Ursprungs verschnupft oder mit anderen unwillkommenen Begleiterscheinungen reagiert, nimmt zu.

Das Bewusstsein für dieses Risiko und die damit einhergehende Notwendigkeit einer Kennzeichnungspflicht wurde vor allem durch einen Fall in Australien geschürt, bei dem Kasein im Wein zu einer massiven allergischen Reaktion geführt hatte.

Die Gründe für die zunehmende Nachfrage nach veganen Weinen sind allerdings so vielfältig wie seine Konsumenten. Zum Einen ist beim Wein weltweit Authentizität gefragt. Winzer, vor allem die mit dem Präfix “Bio-”, sind darauf bedacht, authentischen Wein zu erzeugen. Das bedeutet, wenigst möglich einzugreifen in die Natur, weil die das Vinifizieren ohnehin viel besser beherrscht als der Mensch.

Auch auf dem Weingut Dr. Hinkel in Framersheim, das sich gänzlich der Erzeugung veganen Weines verschrieben hat, verfolgt man den Ansatz, dem Wein möglichst viel Zeit zu geben, um einem hohen Qualitätsmassstab gerecht zu werden. Nach dem Motto: Was lange gärt, wird endlich gut – oder vielmehr: Wird ausgezeichnet.

In vino dolor animalium

Mehr noch als nach Goldmedaillen verlangen viele Verbraucher allerdings nach Transparenz. So sah sich eine Produzentin veganen Weines auf der “Pro Wein”, die Ende März in Düsseldorf stattfand und zu den grössten Weinmessen Europas zählt, gar mit der Frage konfrontiert, ob der Leim für die Etiketten im veganen Verfahren hergestellt worden sei. Für einen sehr hohen Anteil der Freunde veganen Weines ist der Tierschutzaspekt in erster Linie entscheidend.

Aber auch unter denjenigen Weinliebhabern, für die das leibliche Wohl mehr im Vordergrund steht als das des Tieres, nimmt die Nachfrage nach veganem Wein zu. Eine ganz profane, aber nicht weniger wahrscheinliche Erklärung für diese Entwicklung kommt von Petra Odebrett, die veganen Wein von Terredibruca im Nordwesten Siziliens in Deutschland vermarktet: “Es ist einfach Mode.”

„Der Veganismus hat nicht den Anspruch auf Perfektion, sondern verfolgt das Ziel, so wenig Leid, Zerstörung und Tod wie nur möglich zu verursachen.“ (Vegane Gesellschaft Schweiz)

Mehr Informationen zu veganem Wein gibt es auf Wein.com.

Über die Autorin

Anika Reuner ist eigentlich Texterin in der Welt der Werbung - da Anika aber besonders gerne über Themen schreibt, die ihr am Herzen liegen und ihren Werten entsprechen, versteht sie sich ausserdem als Redakteurin für Travel und alternative Ernährungsformen.

Sie schätzt kleinere Weinmessen wie die „Vinipro“ in Bordeaux, das Médoc und die Route des Châteaux.

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