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Paris für Vegetarier – Le dernier cri: Le premier cru

Paris für Vegetarier – Le dernier cri: Le premier cru
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Die roh-vegane Küche zeichnet sich dadurch aus, dass mindestens 75% der verwendeten Lebensmittel roh sind. Speisen werden höchstens auf 42° erhitzt – daher der Name des ersten 100% roh-veganen Restaurants von Paris und ganz Frankreich, “42 Degrés”.

Im “42 Degrés”, etwas südlich des Gare du Nord in der 109 Rue du Faubourg Poissoniere, Öffnungszeiten dienstags bis samstags 12 bis 22:30 Uhr, werden Gerichte aus rohen oder gut dehydrierten Lebensmitteln hergestellt – mit dem Ziel, sämtliche Nährstoffe, Vitamine und Enzyme zu erhalten, die bei einer Gradzahl jenseits der 42 verloren gingen. Enzyme, die der Körper zur Verdauung von Lebensmitteln benötigt, sowie ein Großteil der Vitamine und Mineralstoffe, überleben den herkömmlichen Kochvorgang nämlich nicht unbeschadet. Und so lautet das philosophische Prinzip der Rohkostküche: Wer sich vital fühlen möchte, sollte sich auch “lebendige” Nahrungsmittel zuführen – solche, die pure Lebenskraft in sich tragen.

Mange-moi cru

Für die Inhaber des “42 Degrés” steht der positive gesundheitliche Effekt genau so im Vordergrund wie die Tatsache, dass die Rohkostküche ein geschmackliches Erlebnis der besonderen Art darstellt, das darin besteht, Lebensmittel in ihrem natürlichen Zustand zu belassen. Zumindest wird dieser Aspekt in der Kommunikation nach außen am Stärksten transportiert. Im Gespräch mit dem Restaurantmanager – der nicht eben überschäumt vor rohköstlicher Vitalität – erfahre ich aber, dass den Inhabern eine Vielzahl an Aspekten am Herzen liegt: Neben dem gesundheitlichen und geschmacklichen auch der tierschützerische und ökologische.

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Auch die Speisekarte, die als Klemmbrett daher kommt, besteht aus umweltfreundlichen Materialien und Recyclingpapier. Und selbstverständlich verwendet man bei “42 Degrés” frische Bio-Zutaten, nach Möglichkeit von lokalen Anbietern.

Die Inhaber des Roh-Restaurants sind ernährungsbegeisterte Individuen, die Freude an der Zubereitung roh-veganer Speisen und Getränke haben – und diese gerne mit ihren Gästen teilen. Sie bieten sogar Mandelmilch, Kombucha, Essig und Öle aus eigener Herstellung an. Auch der Chai-Tee wird auf der Basis hausgemachter Mandelmilch hergestellt. Zwischen 14:30 Uhr und 19 Uhr müssen auch die vitalsten Rohkost-Köche eine Pause einlegen. Allerdings bleibt das Restaurant in diesem Zeitfenster geöffnet und und bietet köstliche Kuchen sowie Smoothies und frische Säfte, warme Getränke und vieles mehr an. Jeden zweiten Sonntag des Monats kommt ein zu hundert Prozent rohes Brunch auf den Tisch aus umweltfreundlichem Material.

Der Allergiker sei gewarnt: Mandeln, Cashew-, Macadamia-, Paranüsse, Pistazien und dergleichen finden bei “42 Degrés” häufig Verwendung. Einige der Gerichte enthalten mit Malz versetzte Hefe, die einen geringen Anteil an Gluten enthält. Alle Gluten-haltigen Speisen werden Allergikern zuliebe auf der Karte durch ein entsprechendes Symbol gekennzeichnet. Außerdem enthalten manche der Gerichte Tamari-Sauce auf Soja-Basis.

Bois-moi cru

Wer Gewächse bevorzugt in Form von “Cru classé” oder “Cru bourgeois” geniesst, der findet auf der Karte biozertifierte Weine. Unter deren Wirkung erscheint ihm vielleicht auch das Ambiente des Restaurants etwas aufregender, als es tatsächlich ist. An der Kasse prangt ein Rotschild mit der Aufschrift “Mange-moi cru” (zu deutsch: “Iss‘ mich roh”) und an der Wand eine mossbesetzte “42”.

Und auch bezüglich der Preise ist, für Paris nicht ganz untypisch, ohne Moos hier wenig los. Trotzdem: Die roh-vegane Ernährungsweise ist der letzte Schrei – nicht zuletzt, weil dem Konsumenten eines Rote-Bete-Carpaccio der des Schlachttieres weder im Ohr noch im Gewissen hallt. Der Cru-Konsument kann die Tierfotografien an der Wand unbelastet betrachten und es wie Franz Kafka halten:

“Nun kann ich euch in Frieden betrachten; ich esse euch nicht mehr.”

Über die Autorin

Anika Reuner ist eigentlich Texterin in der Welt der Werbung - da Anika aber besonders gerne über Themen schreibt, die ihr am Herzen liegen und ihren Werten entsprechen, versteht sie sich ausserdem als Redakteurin für Travel und alternative Ernährungsformen.

Sie schätzt kleinere Weinmessen wie die „Vinipro“ in Bordeaux, das Médoc und die Route des Châteaux.

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