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Nancy in Lothringen – Mirabellen & Bergamotten

Nancy in Lothringen – Mirabellen & Bergamotten
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Nancy ist keineswegs jene schläfrige Gemeinde, als die Lothringens bekannteste Stadt oft wahrgenommen wird. Kreative Köche (und Köchinnen) existieren hier in einem grösseren Masse als in vielen anderen Orten des Landes. An Delikatessen wie Madeleines, Mirabellentorte oder den säurebetonten Gris de Toul kann man sich leicht gewöhnen, an das hiesige Preisniveau auch. Das ist nämlich ausgesprochen sympathisch – selbst in der Sterne-Gastronomie.

Auf einen Blick: Die besten Adressen in Nancy

In der Maison dans le Parc müssen sie bei der Einstellung des Patissiers einen guten Griff getan haben. Was die für Süsswaren zuständige Person des besternten Restaurants im Herzen von Nancy ablieferte, war neulich von ausgezeichneter Qualität. Und auch der Rest des Essens, von Küchenchefin Françoise Mutel verantwortet, gelang ideenreich und überdurchschnittlich gut. Unterdurchschnittlich waren bloss die Preise – und das ist typisch für eine Stadt, an der die meisten Touristen vorbeifahren. Weiter nach Paris oder in den französischen Süden.

Bistros plus Jugendstil

Weshalb Nancy vielfach missachtet wird, ist unerklärlich. Mit der Place Stanislas besitzt der Ort einen der schönsten Plätze Europas, mit seinem Jugendstilmuseum ein Kulturzeugnis von Rang, mit seiner an fünf Tagen der Woche geöffneten Markthalle ein Paradies für Liebhaber seltener Früchte und Lothringer Spezialitäten. Die selten zu bekommenden, köstlich duftenden Bergamotten kann man da einkaufen, zumindest im Januar, eine Fleischpastete im Teigmantel mit Weisswein, sämtliche Zutaten für den Eintopf namens Potée Lorraine.

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Man könnte auch einfach im L’Impromptu einen Kalbskopf mit Sauce Gribiche verspeisen, danach frisch gebackene Tarte bestellen. Hier arbeitet mit Marie Vauville eine Küchenchefin, die dafür sorgt, dass die Lothringer Küche im Allgemeinen und die Kochkunst von Nancy im Besonderen hochgehalten werden.

Wer dazu den passenden hiesigen Wein trinken will, hat die Auswahl: Der Gris de Toul ist ein knackig-frischer Weisswein, als Côtes de Toul kommt oft ein leichter, süffiger Roter auf den Markt. Nicht gemacht, um für die Ewigkeit eingelagert zu werden, aber unglaublich frisch, leicht verständlich und günstig zu haben.

Madeleines mit Extras

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Die Place Stanislas in Nancy

Wie genau die Cuisine à la Nancy aussieht und schmeckt, kann man allerdings diskutieren. Deftig ist sie sicher, von Pasteten und Fleisch geprägt. Immer wieder tauchen die Mirabellen auf – mal als Zutat fürs Dessert, mal als Konfitüre oder Chutney, auch als Schnaps, um die kulinarische Fülle vor dem Zubettgehen hinunterzuspülen.

Auch die Quiche Lorraine ist, was die Mächtigkeit angeht, nicht zu unterschätzen. Speck, Sahne und Eier gehören in die Tarte, Käse ist verpönt. Ganz und gar erlaubt ist es dagegen, nach den Deftigkeiten noch ein paar Madeleines zu verspeisen, die typischen, im nahen Commercy erfundenen Delikatessen, die in muschelartigen Formen gebacken und bisweilen mit Gewürzen oder Schokolade höchster Verfeinerung zugeführt werden.

Angeblich soll schon der abgehalfterte polnische König Stanislas Leszczyński genau dieses lockere, nach frisch geriebener Zitronenschale duftende Backwerk geschätzt haben. Die mit dem Herzogtum Lothringen abgefundene Ex-Majestät hat Lothringen zur vielleicht erstaunlichsten Residenzstadt Europas gemacht – mit Prachtbauten, die abends in goldenem Glanz erstrahlen, mit Gärten und Parks, mit historischen Befestigungsanlagen.

Flott oder familiär

Nach dem Bestaunen des Stadttors Porte de la Craffe könnte man ins L’Institut einkehren, das vielleicht unkomplizierteste Bistro der Stadt. Der dort servierte Burger hatte beim Test zwar wenig mit Lothringer Küche zu tun, schmeckte aber ausgezeichnet, der Fisch war von grossartiger Frische.

Für den Abend bietet sich das nahe V’Four an: In dem Familienlokal mit wenigen Tischen muss man zwingend rechtzeitig reservieren und kann dann für wenige Euro ein Vier-Gang-Menü nach Marktangebot verzehren; dass die Wartezeiten manchmal länger sind als anderswo, nimmt man in Kauf.

Im G 27 Gambetta geht dagegen alles flott: Hier hat der junge Charles Bonnet-Bentz das Kommando, arbeitet in der einsehbaren Küche mit einem auch kaum älteren Team zusammen. Ideenreich sind seine Gerichte, nur ein bisschen verspielt, unterm Strich überaus günstig.

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Für ein paar Gänge, Wein und Wasser muss man unterm Strich nicht mehr als 60 Euro zahlen. Das im Vergleich mit der Gastronomie anderer Städte gesparte Geld kann man für einen abschliessenden Besuch im L’Excelsior verwenden, kann in Nancys berühmtester Brasserie Küchenchef Jacques Hildenbrands Lothringer Dessertteller verspeisen – Mirabellensorbet, Bergamotten und Jugendstilflair inklusive.

Nur eines sollte man in Nancy nicht tun: Im Grand Hôtel einzuchecken, wäre keine gute Idee. Die Übernachtung in der berühmten Herberge, unmittelbar an der Place Stanislas, war ein enttäuschendes Erlebnis, gelangweilter Service inklusive. Zum Glück sind uninspirierte Etablissements mit verblassendem Charme in Frankreichs schönster Provinzstadt die Ausnahme.

Auf einen Blick: Die besten Adressen in Nancy

L’Impromptu, www.limpromptu.com
La Maison dans le Parc, www.lamaisondansleparc.com
Le V’Four, www.levfour.fr
Le 27 Gambetta, www.le27gambetta.fr
L’Excelsior, www.brasserie-excelsior.com

Über den Autor

Wolfgang Fassbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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Christian Leve

Sehr geehrter Herr Fassbender,

die Gastro-Berichte von Ihnen im Feinschmecker begeistern uns jedes
Mal aufs Neue.

In der Krone, einem Traditionshaus von 1641, sind mein
Partner Nicolas von Auersperg und ich seit ca. 2 Jahren
Pächter. Wir haben ein gutes Konzept mit traditioneller
bürgerlicher Küche und der euro-asiatischen Gourmetküche,
das unsere Gäste sowohl in der Weinstube als auch im
Restaurant Petit Lion genießen können.

Meine fast 30 jährige Erfahrung als Sommelier und Weinhändler
hilft unserem Konzept bei der Auswahl von 130 Weinen, die die
Weinkarte umfasst. Davon ca. 20 Offenweine, die eine Weinbegleitung
zum Menu oder Einzelgerichten ergänzen.

Darüber hinaus haben wir aus der Region Mittelrhein eine eigene
Marke generiert, Dragon’s Cill, geschütze Marke beim deutschen
Patentamt.

Ein Weißwein und ein Rotwein mit der Marke Petit Lion ergänzen
mit einem tollen Preis/Leistungsverhältnis die Weinkarte.

Veranstaltungen wie asiatische Küchenparty mit Weinbuffet oder
auch unsere Weinmesse 2x im Jahr als auch unser Hoffest Schwein
in Flammen sind große Publikumsmagnete.

Falls Sie Lust haben uns zu besuchen und über uns zu berichten dann
heißen wir Sie sehr gerne Willkommen.

In diesem Sinne verbleiben wir für heute

Mit freundlichem Gruß

Ihr

Christian Leve

www.krone-koenigswinter.de

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