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Make a Difference – Die Spreu vom Weizen trennen

Make a Difference – Die Spreu vom Weizen trennen
Copyright Lindt & Sprüngli AG

Die Qualität von Schokolade lässt sich nicht allein am Geschmack, an der Optik oder an den Inhaltsstoffen und deren Verarbeitung festmachen. Und schon gar nicht am Preis. Es sind viele verschiedene Faktoren, die am Ende ein richtig gutes Produkt ergeben.

Von Xenia Armstrong

Es gibt die unterschiedlichsten Arten von Schokolade. Zunächst fallen einem die drei Grundtypen ein, also dunkle, Milch- und weisse Schokolade. Doch damit ist es nicht genug, es gibt auch unzählige Varianten dieser Typen. Mal sind Nüsse dabei, Früchte oder Alkohol, mal knuspert die Schokolade, mal ist sie zart wie Butter.

Doch in was unterscheidet sich Schokolade noch, ausser in ihrem Geschmack? Es verhält sich hier, wie mit dem Wein: Der Chardonnay eines Weingutes gleicht ja auch nicht unbedingt dem Wein eines anderen Winzers, nur weil er aus Trauben der gleichen Rebsorte gekeltert wurde. Viele andere Einflüsse spielen ebenfalls eine Rolle, wie zum Beispiel das Terroir, in dem die Trauben gewachsen sind, das Wetter ihres Jahrgangs und der Ausbau durch den Kellermeister.

Kakaoanbau – weg von Tradition

Die weltweit steigende Lust auf Schokolade führt zu einer immer grösser werdenden Nachfrage nach Kakao. Der ursprüngliche Anbau durch Kleinbauern wird dabei in den letzten Jahrzehnten immer häufiger von grossen Kakaoproduzenten verdrängt, die Existenz der Bauern und ihrer Familien bedroht. Andere Berufe gibt es nicht, insbesondere nicht für die weniger gebildeten Bewohner ländlicher Regionen.

Auf den Plantagen der grossen Produzenten gibt es immer wieder Fälle von Kinder- und Sklavenarbeit. Gute Löhne werden dort niemandem bezahlt. Die Arbeitsbedingungen sind hart, manchmal lebensbedrohlich. Dem zugrunde liegt ein Preiskampf: Immer billiger soll es für den Verbraucher sein. Qualität will jeder, doch angemessen dafür zahlen? Warum, wenn es doch auch billig geht, scheinen sich da viele zu denken.

Kontroverses Palmöl

Palmöl steht in der Kritik - doch die Nachfrage steigt weiter
Palmöl steht in der Kritik – doch die Nachfrage steigt weiter

Auch die Nachfrage nach Palmöl ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen, unter anderem auch durch die Schokoladenindustrie. Das Ersetzen eines Teils der Kakaobutter in der Schokolade durch Palmöl oder andere Fette ist erlaubt und mitunter mit einer grossen Kosteneinsparung verbunden.

Hinzu kommt, dass Palmöl durch seine spezifischen Eigenschaften den Schokoladengenuss erheblich steigern kann: Es ist bei Zimmertemperatur fest, hat keinen Eigengeschmack und sorgt für einen zarten Schmelz. Die Qualität der Schokolade leidet also nicht unbedingt unter dem Zusatz des Palmöls, wohl aber Mensch und Natur.

Um dem wachsenden Bedarf nachzukommen, entstehen immer neue Palmölplantagen. Dafür werden riesige Flächen benötigt. Flächen, die vorher von Regenwald bewachsen, von Kleinbauern bewirtschaftet, oder von Ureinwohnern bevölkert waren. Doch die Abholzung des Regenwaldes, die damit verbundene Ausrottung bedrohter Tierarten wie dem Orang-Utan, und die Vertreibung von Menschen sind nur drei der schlimmsten Kontroversen um das Palmöl.

Den ausschliesslichen Anbau von nur einer Nutzpflanzenart, wie zum Beispiel Ölpalmen, bezeichnet man als Monokultur. Diese Art der Landwirtschaft bietet Vorteile bei der Aussaat, der Pflege und der Ernte, birgt aber auch viele erhebliche Nachteile. Unterschiedliche Organismen, Pflanzen und Tiere in einem Lebensraum profitieren voneinander und stärken sich gegenseitig gegen negative Umwelteinflüsse, Witterungen und Schädlinge.

In einer Monokultur ist dies nicht gegeben. Das erhöht die Anfälligkeit für Krankheiten, was wiederum zu einer vermehrten Verwendung von Pestiziden führt. Diese schaden den Pflanzen, Tieren und Menschen der Umgebung und landen letztendlich auch im fertigen Produkt.

Wie auch beim Kakao, stellt der enorme Preiskampf in der Palmölindustrie die Weichen für die Ausbeutung der Bauern, Arbeiter und insbesondere auch von Kindern. Die schlechte Bezahlung und die menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen halten die Herstellungskosten und damit auch die Handelspreise niedrig.

Fair Trade als Schlüssel?

Seit Mitte der 1990er-Jahre gibt es Schokoladen zu kaufen, die ein Fair Trade-Siegel tragen. Verschiedene Organisationen zertifizieren gemäss ihren Richtlinien fair gehandelte Produkte mit einem Label oder Gütesiegel.

Doch für fairen Handel gibt es bisher weder eine klare Definition, noch gesetzlich festgelegte Standards; jede Organisation legt diese selbst fest. Als allgemeiner Konsens gelten unter anderem die Einhaltung von existenzsichernden Handelspreisen und von sozialverträglichen, sicheren Arbeitsbedingungen für die Erzeuger sowie der Umweltschutz.

Die fehlenden gesetzlichen Vorgaben für Fair Trade stehen immer wieder in der Kritik, ebenso wie die Tatsache, dass Produzenten teilweise hohe Summen bezahlen müssen, um ein Gütesiegel zu erhalten. Die höheren Löhne der Erzeuger stehen somit in einem unklaren Verhältnis zu den Zusatzkosten für das Siegel.

Zudem suggeriert der höhere Preis für Fair Trade-zertifizierte Produkte dem Verbraucher, der Aufpreis sei ein direkter Zusatzgewinn für den Produzenten. Wieviel davon jedoch an die Fair Trade-Organisation fliesst und wieviel mehr dem Erzeuger wirklich bleibt, ist aufgrund der mangelnden Transparenz mancher Organisationen unklar. Gesetzliche Richtlinien sowie eine höhere Preistransparenz könnten hier Abhilfe schaffen.

Faire Bedingungen – auch ohne Logo!

Verantwortung als Grundprinzip - das geht auch ohne Fair Trade-Siegel
Verantwortung als Grundprinzip – das geht auch ohne Fair Trade-Siegel

Bei aller Kritik – selbstverständlich zählen angemessene Preise, nachhaltiger Anbau der Rohstoffe und ein Schutz der Umwelt zu den wichtigsten Faktoren für ein qualitativ hochwertiges Produkt und eine gerechtere Welt. Uneingeschränkter Genuss geht nur ohne Reue. Und da sprechen wir nicht von der Angst vorm nächsten Wiegen.

Doch bei all der Diskussion um Fair Trade wird manchmal vergessen, dass das auch ganz ohne Gütesiegel geht. Nur weil das auf einer Verpackung fehlt, spricht das im Umkehrschluss nicht unbedingt für unfairen Handel. Viele Unternehmen setzen sich selbst für gute Arbeitsbedingungen ein, bezahlen von sich aus um ein vielfaches höhere Löhne und schützen die Natur.

Dass sie sich dabei nicht von den bekannten Fair Trade-Organisationen kontrollieren und zertifizieren lassen, wird dabei oft als undurchsichtig gewertet – doch, dass diese Organisationen ihrerseits nicht zwingend von unabhängigen Dritten kontrolliert werden, fällt dabei manchmal unter den Tisch. Fair Trade ist und bleibt somit eine Definitionssache.

Lindt Difference

Lindt bezieht seinen Kakao nur aus den besten Herkunftsregionen der Welt
Lindt bezieht seinen Kakao nur aus den besten Herkunftsregionen der Welt

Ein Unternehmen, das sich seit Jahrzehnten für Nachhaltigkeit einsetzt, ist Lindt & Sprüngli. Ein Beispiel hierfür ist das Farming Program in Ghana, dem Land, in dem ein Grossteil des von Lindt verwendeten Kakaos angebaut wird. Hier setzt sich der Schokoladenhersteller für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine höhere Lebensqualität der Bauern und Arbeiter ein.

In Weiterbildungsprogrammen wird den Bauern landwirtschaftliches Wissen vermittelt. So lernen sie, wie sie durch nachhaltigen Anbau und eine gute Pflege der empfindlichen Kakaobäume ihre Erträge und damit auch ihr Einkommen dauerhaft steigern können.

Auch Schulen für Kinder werden finanziell unterstützt, Infrastrukturen sowie der Zugang zu sauberem Trinkwasser geschaffen. Die Schokolade, und damit der Verbraucher selbst, profitiert direkt von den besseren Bedingungen in den Anbaugebieten, denn durch die höhere Bildung der Erzeuger wird auch die Qualität des Kakaos erheblich verbessert.

Auch bei den restlichen Zutaten, wie Milch, Zucker und Nüsse, achtet Lindt auf nachhaltige Bezugsquellen. Der Verbrauch von Ressourcen wie Wasser und Energie für den Herstellungsprozess sowie für die Verpackung der Produkte, wird stetig gesenkt. Auch das hilft, die Umwelt zu schonen. Den Erfolg seiner Projekte lässt Lindt regelmässig von unabhängigen Auditoren überprüfen.

Qualität als Synergie

Wenn die Rohstoffe und ihre Verarbeitung stimmen, kommt zumindest geschmacklich meist auch etwas Hervorragendes dabei heraus. Doch echte Qualität ist kein Attribut, das auf einem einzigen Merkmal, wie gutem Geschmack, beruhen kann. Es ist vielmehr das Zusammenspiel exzellenter Naturprodukte, die ihrerseits auf Umweltbewusstsein und Respekt von Mensch und Natur beruhen. Und einer guten Weiterverarbeitung mit Liebe zum Detail.

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