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Maastricht – eine Tour für Neugierige

Maastricht – eine Tour für Neugierige
Copyright iStockphoto @Thomas Saupe

Die Niederlande lediglich mit Gouda, Matjes und günstigem Kaffee in Verbindung zu bringen, ist allzu einfach. Im Falle von Maastricht wäre es sogar fahrlässig, denn kaum eine andere Stadt im Lande hat so viel geballte Gastronomiekultur vorzuweisen wie die kleine Metropole im belgisch-niederländisch-deutschen Dreiländereck. Und an heimischem Wein mangelt es erst recht nicht.

Deutsche finden Maastricht oft ein bisschen teuer. Sie bleiben lieber am Niederrhein zwischen Geldern und Duisburg, trauen sich höchstens zum günstigen Kaffeekauf über die Grenze. Und sie haben meist nicht die geringste Ahnung, dass es in den Niederlanden auch jenseits der braunen Bohnen unglaublich preiswert zugeht.

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Übertreibung? Keineswegs. Die Restaurants der historischen Stadt Maastricht, einem der schönsten Orte der Niederlande, denken nämlich in aller Regel nicht daran, dem Kunden das Fell über die Ohren zu ziehen. Und sie haben sich in den letzten zehn Jahren zu einer verblüffenden Klasse entwickelt, machen sich sogar eifrig Konkurrenz.

Konkurrenz belebt die Preise

Tatsächlich muss, wer sich auf eine kulinarische Tour durch Maastricht begibt, nicht zwingend tief in die Tasche greifen und hat manchmal Mühe, mehr als 50 oder 60 Euro pro Person auszugeben. Bei nicht weniger als acht Sternerestaurant, zwei doppelt besternten Spitzenhäusern und einem runden Dutzend Bib-Gourmand-Etablissements im Umkreis von wenigen Kilometern um Maastricht herum müssen sich die Wirte halt Mühe geben.

Tun auch fast alle – das Manjefiek zum Beispiel, nicht ganz zentral gelegen, aber eines der sympathischsten Innovativ-Lokale der Stadt. Entenbrust mit Sauce von belgischem Blauschimmelkäse und danach Ziegenkäse-Aprikosen-Tarte mit Gronsvelder Klumpkes? Grossartig. Und mehr als 35 Euro muss man für drei Gänge auch nicht ausgeben, vor allem mittags geht es erstaunlich preiswert zu.

Fast so günstig wie bei Hans van Wolde im Beluga. Mit dem gleichnamigen Kaviar hat das Zwei-Sterne-Restaurant, eines der besten der Niederlande, nichts zu tun – alles geht locker zu, wirkt entspannt, für Deutsche fast irritierend nonchalant. Der Chef kommt in Freizeitklamotten des Wegs und schüttelt Hände, der Sommelier empfiehlt Unbekanntes fürs Glas, die Küche liefert Hummer und Ente mit feinen, eleganten Saucen und Beilagen. Wer das Abendgeschäft meidet, kann mittags für 75 Euro pro Person glücklich werden – allerlei Getränke, Kaffee und Essen inbegriffen. Es gibt nicht sehr viele gleichrangige Lokale in Deutschland, die derartige Offerten unterbreiten.

Garnelen und Austern

Grosse Feinschmeckerküche ist das eine, niederländische Leckereien sind etwas ganz anderes. So manche Stadt Europas scheitert daran, bodenständige Speisen zu fairen Preisen und in ansprechender Güte auf den Teller zu bringen. Maastricht ist auch in dieser Hinsicht Vorreiter: Während viele Gourmettempel ein bisschen versteckt oder, wie Château Neercanne, ausserhalb von Maastricht für begeisterte Gäste sorgen, geht es im Altstadtbereich eher rustikal, aber kaum je langweilig zu; Touristenfallen sind die Ausnahme.

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Zur Regel wurden dagegen ideenreiche Snacks, wie sie das Café Sjiek anbietet: Fleisch- und Garnelenkroketten, als knusprig ausgebackene Leckereien mit nicht zu wenig Kalorien, aber extrem viel Geschmack. Im O dagegen dreht sich vieles um frische Austern und andere Fischgerichte, zu denen man sich Riesling aus Maastrichter Weinbergen nicht entgehen lassen sollte.

Riesling bis Rotwein

Apropos Riesling. Niemand sollte die holländischen Weine unter dem Oberbegriff blödsinnige Spielerei abhaken; es geht keineswegs darum, ahnungslosen Touristen saure Flüssigkeiten anzudrehen. Die Rebfläche ist vielmehr in den letzten Jahren gewachsen – in den Niederlanden sind es mehr als 250 Hektar –, das milde Klima im Umkreis der Maas wird nicht etwa nur für früh reifende Neuzüchtungen, sondern auch für Auxerrois oder den chronisch anspruchsvollen Riesling genutzt.

Sogar Spätburgunder wächst hier, echter niederländischer Rotwein: nicht vom Holz verunziert, sondern knackig-frisch, saftig und animierend. Wie die ganze Stadt!

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Über den Autor

Wolfgang Fassbender ist seit 25 Jahren als freier Journalist in den Bereichen Wein und Gastronomie tätig. Der gebürtige Leverkusener hat mehr als 80 Bücher geschrieben oder herausgegeben, arbeitet für viele Zeitschriften und mehrere Zeitungen, testet sich als Restaurantkritiker durch die Welt.

Er pendelt zwischen seinen Wohnsitzen im Rheinland und Zürich.

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