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Luke Dale Roberts – kulinarische Exzentrik

Luke Dale Roberts – kulinarische Exzentrik
Copyright Anja Hanke

Er ist der angesagteste Koch Kapstadts – und das schon seit einiger Zeit: Mit seiner innovativen Aromenküche begeistert Luke Dale Roberts Feinschmecker aus aller Welt. Sie wollen einen Tisch in seiner „Test Kitchen“: Buchen Sie mindestens sechs Monate im Voraus!

Woodstock ist momentan das wohl trendigste Viertel Kapstadts. Lebendig, bunt, voll junger kreativer Köpfe: Designer, Musiker und Künstler sind hier zu Hause. Zahlreiche kleine Galerien und Geschäfte laden zum Bummeln und Shoppen ein. Hier – mitten im pulsierenden Trubel – findet man ihn: Luke Dale Roberts. Er ist ein Star. Ein Grenzgänger, der auf dem Teller keinen Stillstand zulässt, und die Passion zur Innovation auch im Ambiente seines Restaurants „The Test Kitchen“ ausdrückt.

„Lebe jeden Tag in vollen Zügen“

Die Küche und das Team um Luke Dale Roberts sind zentraler Mittelpunkt des Geschehens. Man sitzt an lässigen Tischen aus gebürstetem Stahl oder an der Bar mit direktem Blick in die Kochtöpfe. Große Lampenschirme tauchen die stylische Fabrikatmosphäre in ein warmes Licht. Jeder Moment lebt von Gerüchen, Geschmäckern und Kreativität. Seit der Eröffnung im November 2010 ist das Restaurant das Mekka für Gourmets. Sie alle folgen der schlichten Weisheit des kulinarischen Sunnyboys: „Ehre dich selbst und folge keinem Trend.“

Luke, was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?

Ich bin einfach anders, originell. Ich koche, was ich fühle. Ich bin echt – genauso wie mein Lokal. Man kommt bei mir nicht in ein klassisches Fine Dining-Restaurant. Die „Test Kitchen“ ist ein Wohlfühlort, ein erdiges Genusszentrum, im lokalen Design und mit jeder Menge Persönlichkeit.

Anders sind auch Ihre Gerichte. Wo finden Sie Inspiration?

Oh, in vielen und oft ganz alltäglichen Dingen. Es kann ein Geruch sein, der mir in die Nase steigt oder ein Pilz, den ich auf dem Markt entdecke. Meist beginnt es mit so einer Kleinigkeit und bekommt dann eine Art kreatives Eigenleben. Die Dynamik dabei ist sehr unterschiedlich, manchmal verliere ich auch den Faden oder es passen Produkte oder Konsistenten nicht zusammen. Doch wenn sich ein Gericht tief in meine Geschmacksknospen einbrennt, weiß ich, dass wir etwas Neues für unsere Gäste haben – und setzen es auf die Karte.

Wie lang kann dieser Findungsprozess dauern?

(Er lacht.) Das können drei Tage sein, aber auch drei Monate.

Ihre Gerichte unterliegen keinen klassischen Richtlinien. Wie würden Sie selbst Ihren Stil bezeichnen?

Essen spiegelt immer die Person, den Koch, wider. Ich bin wer ich bin. Ein Freigeist, einer Grenzgänger – und so sind auch meine Gerichte. Stillos und doch stilvoll.

Warum Woodstock?

Weil es zu mir passt! Ich hatte hier bereits einen kleinen Laden, in dem ich Rosti (Anm. d. Redaktion ähnlich den Schweizer Rösti mit pochiertem Ei) verkaufte. Damals kochte ich noch im „La Colombe“ (www.constantia-uitsig.com/pages/restaurants/la-colombe.php) und suchte parallel nach etwas Eigenem. Ich wollte ein Restaurant mit offener Küche, in dem die Gäste mitten im Geschehen sein können.

Sie leben an der Spitze der Südafrikanischen Gourmetszene. Wo geht es hin?

Es ist alles in Bewegung und das sehr schnell. Die Szene verändert sich momentan sehr in Richtung Spitzenliga. Spätestens in 10 bis 15 Jahren wird Südafrika in einem Atemzug mit Frankreich, Amerika und Japan genannt. Das sind ja momentan immer noch die führenden Genussnationen. Dieser Wandel ist besonders bei den Produzenten spürbar. Es gibt immer mehr kleine Hersteller, die ausgezeichnete Qualität liefern. Angefangen bei Gemüse, über Fleisch und Käse – das macht gerade richtig Spaß. Diese Basis schafft in den Küchen Raum für Kreativität, Innovation und Liebe zum Detail.

Sie sind Brite, haben in namhaften Häusern Europa und Asien gekocht, bevor es Sie nach Südafrika zog. Warum Kapstadt?

In Asien arbeitete ich für eine große Luxushotelgruppe, die mich in die einzelnen Häuser schickte. Ich war mal hier mal da, ohne einen festen Bezugspunkt in meinem Leben. Die Arbeit war bei weiten nicht so innovativ, vieles hat mich gelangweilt. Aber es hat mich auf den Weg gebracht, den ich heute gehe – und so war jeder Schritt richtig und wichtig auf meinem Weg. Kapstadt aber bietet mir Raum zur Entfaltung. Hier kann man sich ausleben, das Leben spüren und es einfach leben. … Zudem bin ich mit einer Südafrikanerin verheiratet. Wir lernten uns in London kennen. Als wir das erste Mal gemeinsam Südafrika besuchten, wusste ich, dass ich hier einmal leben wollte. Ich liebe dieses Land!

War es schon immer Ihr Traum einmal Küchenchef zu sein?

Nein, das war wirklich Zufall. Ich verließ mit 16 Jahren die Schule und wollte Elektriker werden. Aber dann hatte ich einen Motorradunfall, brach mir das Bein und lag drei Monate flach. In dieser Zeit kaufte ich mir das Buch „Le Manoir aux Quat’Saisons“ von Raymond Blanc. Aus ganzer Langeweile versuchte ich ein Gericht daraus nach zu kochen, es gelang mir. Es sah genauso aus, wie auf dem Bild im Buch – und schmeckte fantastisch. Ich war einfach begeistert!

Was ist Ihr Lieblingsgericht?

Immer das Gericht, an dem ich gerade arbeite. Ich mag neue Geschmäcker, neue Entdeckungen. Das hält mich lebendig.

Geben Sie uns ein paar Insidertipps: Wo gehen Sie selbst gern abends in Kapstadt essen, wenn Sie frei haben?

In „The Piano Bar“ in Sea Point – einfach lässig und wunderschön!

Und für einen Drink?

Das Orphanage (www.theorphanage.co.za) ist gerade super angesagt.

Und zum Sonntagsbrunch?

Ins Caffe Milano (www.caffemilano.co.za) in die Kloof Street.

Sie sind ein Grenzgänger. Haben Sie Schwächen?

Hat die nicht jeder!? (Er zwinkert.) Ich hasse Stagnation. Nein, schlimmer noch, Rückwärtsbewegungen sind für mich inakzeptabel. Ich bin furchtbar ungeduldig. (Er lacht laut auf.) Aber wenn Sie mein Team fragen, werden die Ihnen sagen, dass ich der netteste Kerl der Welt bin. Alles eine Frage des Respekts.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Lebe jeden Tag in vollen Zügen.

Wo findet ein so getriebener Geist wie Sie Entspannung?

Beim Surfen. Dafür ist das Westkap prädestiniert! Und ich genieße jede freie Sekunde mit meiner Familie. Wenn ich meinen Sohn in der Sonne am Strand liegen sehe und der Hund um ihn herum springt, dann lebe ich den Moment und liebe ihn. Leben ist die kostbaren Momente zu schätzen.

Weitere Informationen unter www.lukedaleroberts.com oder www.thetestkitchen.co.za. Reiseinformationen unter www.dein-suedafrika.de.

Über die Autorin

Es gibt sie ganz selten. Doch Anja Hanke hat das grosse Glück zu ihnen zu gehören: Den Menschen, die ihr Hobby zum Beruf machen konnten.

Sie liebt gutes Essen, handgefertigte Weine, erlesene Produkte und diese Verbindung an den verschiedensten Orten dieser Welt einzufangen – und für ihre Leser genussvoll aufzubereiten.

Kommentare

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John Meyer

Beim nächsten Kapstadt Trip schaue ich gern mal vorbei, hört sich super an!

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