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Grillanzünder und Spiritus – Feinde des Geschmacks

Grillanzünder und Spiritus – Feinde des Geschmacks
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Unsere Zeit, in der eine ausgewogene Ernährung sowie regionale und Bio-Produkte unseren Speiseplan bestimmen, macht auch vor dem Grillen nicht halt. Gott sei Dank. Denn Spiritus und Co. sind als Zündhilfen nicht nur ungesund, sondern schmecken später durch. Wie man es besser machen kann – und sollte.

Was hat das früher Spass gemacht, wenn der Grillabend mit der Familie auf dem Programm gestanden hat. Mutter war in der Küche, bereitete die Dips zu, schnitt das Brot und machte die Salate an, während Vater draussen das Corpus Delicti aufbaute und den Grillboden mit Holzkohle oder Briketts auslegte.

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Für uns Kinder war nur eines wichtig, nämlich der Moment, in dem der Grill angefeuert werden musste. Vater drückte uns dann die Flasche mit Spiritus in die Hand, wir befeuchteten die Kohle. Dann mussten wir drei Meter zurücktreten, bevor er das brennende Streichholz in den Grill warf und die Flammen aufloderten. Das war unser Highlight, mindestens so bedeutsam wie saftige Würstchen und Steaks.

Gefahrenquellen am Grill

In der Schweiz, in Österreich und in Deutschland gehen die Unfälle beim Grillen mit Kohle jede Saison in die Tausende. Verbrennungen sind dabei mit die häufigsten Verletzungen, gerade Kinder, die in der Nähe der Grillstelle spielen, sind oft davon betroffen.

Insgesamt ist Spiritus als Zündhilfe aber überall auf dem Rückzug. Denn neben den Gefahren stört vor allem eins: der spätere Beigeschmack des Grillguts, der unverkennbar nach Spiritus mundet.

Die Alternative, nämlich der Anzündwürfel, ist zwar sicherer, aber in vielen Fällen eben auch mit brennbaren Flüssigkeiten getränkt. Dem unverfälschten Fleischgenuss ist das also genauso wenig zuträglich. Dass Hilfsmittel wie Terpentin oder Benzin von vornherein völliger Humbug sind, dürfte klar sein.

Risikolos und geschmacksneutral

Zwar gibt es inzwischen flüssige Anzünder wie etwa Gel aus biologischem Alkohol oder Zündwürfel, die nicht mit Chemikalien versetzt sind. Und natürlich ist es jedem unbenommen, statt des Holzkohlegrills einen Gas- oder einen Elektrogrill zu verwenden. Doch sind die meisten Grillvirtuosen nach wie vor davon überzeugt, dass der Kohlegrill jeder anderen Variante vorzuziehen ist.

Den Grill besser ohne chemische oder elektrische Hilfe anfeuern
Den Grill besser ohne chemische oder elektrische Hilfe anfeuern

Es existieren zahlreiche Möglichkeiten, die Kohle so zu erhitzen, dass das Anfeuern nicht gefährlich ist und der Geschmack des Grillguts unverfälscht bleibt. Einige dieser unschädlichen und geschmacksneutralen Methoden stellen wir im Folgenden vor und benennen die jeweiligen Vorteile und die Kehrseiten. Fast überflüssig zu sagen, dass der Kohlegrill in jedem Fall selbstverständlich nur unter freiem Himmel in Betrieb genommen werden darf.

Besser als Chemikalien, aber noch immer nicht optimal ist die Zuhilfenahme von Strom. Viele schwören darauf, die aufkeimende Glut mit Luft aus einem Haarfön anzufachen. Dazu bedarf es aber einer Steckdose, die meist nur mit einem Verlängerungskabel erreichbar ist.

Ähnliches gilt für den elektrischen Grillanzünder, der einfach unter der Kohle platziert wird. Das funktioniert zwar ganz passabel. Allerdings heizt sich das Teil so sehr auf, dass es Ewigkeiten braucht, bis es nach dem Grillen wieder abgekühlt ist.

Wer meint, die Kohle mit der bläulichen Stichflamme eines Gasbrenners aufheizen zu können, liegt zwar nicht falsch, und geschmacksneutral ist das Ganze obendrein. Allerdings – und das liegt auf der Hand – ist die Methode auch nicht ganz harmlos.

Am besten ganz ohne technischen Schnickschnack

Auf Nummer sicher geht, wer auf die Technik komplett verzichtet und zu herkömmlichen Hilfsmitteln greift. Ideale natürliche Rohstoffe, um den Kohlegrill auf Betriebstemperatur zu bringen, sind beispielsweise Tannenzapfen, die man anzündet und unter die Kohle gibt. Die Zapfen werden ausserordentlich heiss und übertragen die Wärme schnell auf die Kohle.

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Noch besser wirken sie, wenn man ein paar dünne Holzspäne mit dazugibt. Apropos Holz: Holzscheite eignen sich ebenfalls bestens, um die Kohle zu entzünden, da sie selbst lange die Hitze speichern. Zwar ist nicht immer Spaltholz zur Hand, doch nahezu jeder gut sortierte Baumarkt bietet heutzutage gehackte Scheite an.

Aber auch Kartonage und Papier lassen sich so verwenden, dass das Barbecue mit dem Kohlegrill nicht an fehlender Gluthitze scheitert. Ein echter Geheimtipp: Eierkartons! Ob Sechser- oder Zehnerpackung, spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ein paar Kartons zur Hand sind, mit denen der Boden des Grills ausgelegt wird. Anschliessend schüttet man die benötigte Menge Grillkohle darüber und zündet dann die Eierkartons an.

Es ist erstaunlich, aber eine schnellere Methode, um die Kohle zum Glühen zu bringen, gibt es kaum, denn die Kartons heizen sich in Windeseile auf und geben die Hitze direkt an die Kohle ab. Und das alles kostenlos, sauber und umweltschonend.

Die originellste Methode haben die Chilenen ersonnen

Wer (wie der Autor) schon einmal mit Chilenen gegrillt hat, erntet von denen bei all diesen Praktiken nur ein müdes Lächeln. Denn die Südamerikaner haben ihre ganz eigene Methode entwickelt, um die die Grillkohle effizient und in Windeseile zum Glühen zu bringen.

Und die ist überaus einfach, alles, was dazu benötigt wird, ist eine alte Zeitung und eine leere Wein- oder Bierflasche. Erst wird die Zeitung in mehreren Lagen einfach um die Flasche herumgewickelt, und zwar vom Boden bis hoch zum Flaschenhals, und das nicht zu fest; dann stellt man die Flasche in den Grill. Als nächstes kommt die Kohle dazu, und zwar so, dass sie um die Flasche herum möglichst zylinderförmig aufgeschichtet wird.

Wenn das geklappt hat, zieht man im folgenden Schritt die Flasche vorsichtig aus dem Zeitungspapier heraus, sodass eine kreisförmige Höhlung inmitten der Kohlepyramide entsteht. In diese Esse gibt man jetzt nur noch ein Stück brennendes Papier hinein – dessen Hitze erwärmt die Zeitung, und sobald diese Feuer fängt, erwärmt sich auch die Kohle. Und das in atemberaubendem Tempo.

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Kleine Bemerkung am Rande: Chilenen schütteln den Kopf, wenn sie sehen, dass Rindfleisch mariniert ist. Sie legen einfach einen kiloschweren Batzen auf den Rost und lassen das Fleisch unter ständigem Wenden langsam durchgaren, bis es innen à point ist.

Gewürzt wird einzig und allein mit Salz. Für die Südamerikaner rührt der unverfälschte Geschmack des Steaks nämlich nicht nur von der Art des Grillanfeuerns her, sondern auch davon, dem Fleisch möglichst wenige zusätzliche Aromen hinzuzufügen.

Über den Autor

Reisen und Kulinarik sind die beiden Steckenpferde von Holger Küppers. Und darüber schreibt er als freier Autor und Journalist.

Ein besonderes Faible hat er fürs Grillen entwickelt. Neben den Klassikern wie Wurst, Fleisch oder Gemüse, darf es aber auch gern mal etwas ausgefallenes sein.

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