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Elisabetta Foradori – eine Winzerin aus dem Trentino

Elisabetta Foradori – eine Winzerin aus dem Trentino
Copyright Rui Camilo

Die Winzerin aus der Region Trentino im Norden Italiens zählt nicht nur zu den bekanntesten Frauen der internationalen Weinszene. Sie versteht es auch, aus unterschätzten Sorten Weine zu bereiten, die Kultcharakter besitzen und damit Kritiker zu Bestnoten hinzureissen.

„Wein ist eine Liebe und kostet wie sie Zeit.“

Ungewöhnlich, wie ihre Weine eben, ist die treffende Bezeichnung für die italienische Starwinzerin mit dezentem schwäbischen Dialekt. Den hatte sie von ihrem Ex-Mann übernommen. Eigentlich müssten die Winzer aus der Region ihr ein Denkmal setzen, denn Elisabetta Foradori ist es hauptsächlich zu verdanken, dass die Rebsorte Teroldego vor Jahren wieder zu Ehren gekommen ist.

Sie erkannte das Potenzial der uralten roten heimischen Rebsorte Teroldego, die in den 1980er Jahren von der Bildfläche zu verschwinden drohte, und machte sich auf die Suche nach alten Rebstöcken, fand verschiedene Klone und vermehrte sie auf ihren mittlerweile 26 Hektar Rebflächen.

Der Aufwand hat sich mehr als gelohnt. „Tiefe, Feinheit und Würze sind die besonderen Charakterzüge dieser Sorte“, meint die Winzerin. „Die weiche, würzige Gerbstoffstruktur des Teroldego fällt unvergleichbar einmalig aus, sie wird von einer präsenten Säure gepuffert, die den Wein sehr entwicklungsfähig und haltbar macht.“

Stimmt, grosse Weine wie ihr Flagschiff Granato, den man mit Granatapfel übersetzen kann, können sich über 20 und mehr Jahre entwickeln. Die zierliche Weinmacherin und Mutter von drei Kindern, hat eben das richtige Gespür für grosse Weine und einen schier unerschöpflichen Elan, den sie seit ihrem Einstieg in den Familienbetrieb 1984 nicht eingebüsst hat.

Gespür für Topqualitäten

Das beweist sie auch mit den beiden Lagenweinen Morei und Sgarzon, die sie seit dem 2009er Jahrgang anbietet. Zuvor füllte sie ihre Teroldegos als Cuvées aus verschiedenen Weinbergen ab. „Die Bewirtschaftung der Weingärten und die Weinbereitung auf biodynamischer Grundlage bringen die Unterschiede der einzelnen Terroirs mittlerweile so gut zur Geltung, dass ich mich entschlossen habe, aus den Lagen Morei und Sgarzon jeweils einen eigenen Teroldego zu produzieren“, begründet sie ihren Entschluss. Dabei setzt sie 400 Liter fassende Ton-Amphoren ein. Die Traubenschalen bleiben so lange in den Amphoren, bis meist im Mai in den Weingärten die Blüte einsetzt. In Flaschen gefüllt werden die Weine erst kurz bevor der nächste Jahrgang geerntet wird.

Diese Weine brauchen Zeit bis zum optimalen Trinkgenuss, rund 12 bis 15 Jahre. Aber natürlich kann man sie schon vorher mit grossem Vergnügen probieren, etwa in Foradoris optisch sehr elegantem, zugleich stimmungsvollem und energiegeladenem Keller. Da scheint etwas von der Biodynamie vorhanden zu sein, die Foradori auch seit über 10 Jahren in ihren Weingärten anwendet. Nach etwa sieben Jahren hat sie dort eine deutliche Veränderung festgestellt. „Die Qualität der Böden passt seitdem, die Rebstöcke reagieren gut auf die Präparate und man spürt die Energie im Weingarten und in den Weinen“, stellt sie nun fest.

Wein ist eine Liebe

Doch Elisabetta Foradori gibt sich mit dem Erreichten nicht zufrieden. Für ihre beiden Weissweine Nosiola und Manzoni Bianco hat sie Weingärten in den Hügeln nordöstlich von Trient gepachtet. Mehrere Klein- und Kleinstparzellen schmiegen sich dort an Hänge und Felsterrassen, dazwischen stehen Wildrosen, Akazien, Eichen, Nuss- und Mispelbäume. „Der magere, dichte Boden, von Ton und Kalk geprägt, ist ideal für diese Sorten und verleiht ihnen feinfruchtige Noten und einen Hauch Salzigkeit.“

Immer auf der Suche nach der besten Qualität von heimischen Reben, so könnte man ihren Lebensweg beschreiben. Dazu passt auch ihr Motto: „Wein ist eine Liebe und kostet wie sie Zeit.“ Davon möge sie noch sehr viel haben.

Über den Autor

Wolfgang Hubert ist seit über 20 Jahren als Weinjournalist, Verkoster und Autor tätig und war bis 2008 ausserdem Chefredakteur des Magazins „getränke markt“. Seit Ende 2014 ist er Chefredakteur des Genussmagazins "selection".

Dazu schreibt oder schrieb er regelmässig diverse Beiträge unter anderem für WeinWisser, Vinum, Wein Gourmet, essen & trinken, sowie für renommierte Tages- und Wochenzeitungen.

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